Einsatzrevier Flensburger Förde – unterwegs mit der Wasserschutzpolizei Flensburg
Blauer Himmel, sommerliche Temperaturen – es weht ein leichter Wind und im Hintergrund säuseln die Schiffsdiesel vor sich hin. Was nach einem Urlaubstag auf See klingt ist ein Teil der Arbeitsplatzbeschreibung von Jens Albert und seinen Kollegen von der Wasserschutzpolizei Flensburg. Mit ihren Booten, die direkt an der Schiffbrücke ihren Liegeplatz haben, sind sie auf der Flensburger Förde unterwegs. „Im Sommer sind die Bedingungen auf dem Wasser natürlich optimal, man muss jedoch erwähnen, dass wir das ganze Jahr über mit unseren Booten unterwegs sind und das nicht nur bei Sonnenschein und flachem Wasser, gerade in den kälteren Jahreszeiten kann es schon mal ungemütlich werden“, erklärt Polizeihauptmeister Jens Albert. Zusammen mit Christian Preuss und Christian Arndt bildete Albert an diesem Tag die Besatzung des Streckenbootes „Glücksburg“. Christian Arndt ist Dienstgruppenleiter bei der Wasserschutzpolizei in Flensburg und an diesem Tag auch unser Bootsführer.
Unterschiedliche Boote für unterschiedliche Aufgaben
Die Wasserschutzpolizei Schleswig-Holstein gliedert sich in sechs Wasserschutzpolizeireviere mit insgesamt zwölf untergeordneten Stationen und Außenstellen. 265 Kollegen verrichten derzeit auf den Stationen und Revieren im Land ihren Dienst. Dabei sehen sich die Polizisten mit vielfältigen und teilweise auch regional unterschiedlichen Aufgabenbereichen konfrontiert. Schiffssicherheit, Verkehrssicherheit, Kriminalitätsbekämpfung, Fischereiaufsicht, Schiffsunfallbearbeitung und Rettungseinsätze gehören zum Aufgabenspektrum der Polizei auf See. Eine Ausnahme bildet die Insel Helgoland, die dort stationierten Beamten der Wasserschutzpolizei übernehmen auch alle übrigen polizeilichen Aufgaben der Schutzpolizei.
Zur Wahrnehmung von Einsätzen und Kontrollfahrten stehen den Beamten der Wasserschutzpolizei im Land die unterschiedlichsten Bootstypen zur Verfügung. Mit rund 34 Metern Länge sind die größten Küstenboote an der Nordsee stationiert. Das Wasserschutzpolizeirevier Flensburg verfügt über ein Küstenboot mit 27 Metern Länge, welches in Kappeln stationiert ist, sowie ein in Flensburg stationiertes Streckenboot mit 18 Metern Länge. Hinzu kommen noch jeweils ein 10 Meter langes Streifenboot in Flensburg und in Kappeln, sowie kleinere Schlauchboote.
Volltrunken am Steuer eines Bootes
„Mit dem Flensburger Revier sind wir für rund 160km Küstenlänge zuständig und decken etwa ein Fünftel der Landesfläche Schleswig-Holsteins ab“, erklärt Jens Albert. Unser Zuständigkeitsbereich rund um die Flensburger Förde bis in die Eckernförder Bucht ist sportbootgeprägt, gerade in Flensburg haben wir aber auch einen gewissen Teil Berufsverkehr zu beachten. 6500 feste Liegeplätze und 30.000 Gastlieger finden wir in der Saison in unserem Bereich vor“. An diesem Tag startete die Streifenfahrt im Hafen von Maasholm. Das Streckenboot „Glücksburg“ befand sich dort für Reparaturarbeiten in einer Werft. Angetrieben von zwei je 463 kW starken Motoren ging es auf der Förde zurück in Richtung Heimathafen Flensburg. In den Sommermonaten kontrollieren die Beamten vermehrt Sportboote. „Je nach Größe des zu kontrollierenden Bootes und Wetterlage bitten wir den Bootsführer entweder längsseits an unser Streckenboot zu gehen, oder lassen unser Schlauchboot zu Wasser und setzen mit diesem über“, erklärt Albert das Vorgehen bei einer Kontrolle. Die Beamten lassen sich dann den Sportbootführerschein zeigen, gegebenenfalls ein Sprechfunkzeugnis und überprüfen die körperliche und geistige Eignung des Bootsführers. „Wir erleben es mehrmals in der Saison, dass Bootsführer teils erheblich alkoholisiert auf der Flensburger Förde unterwegs sind. Die Dunkelziffer ist sicherlich weitaus höher, da Ausfallerscheinungen, anders als im Straßenverkehr, auf See auch schwieriger zu erkennen sind“, so Albert. Erst vor wenigen Wochen griffen die Beamten im Flensburger Hafen einen Bootsführer mit einem Alkoholpegel von 2,42 Promille auf. Bei großen Booten, besonders im Berufsverkehr legen die Beamten auch ein Augenmerk auf die Sicherung der Ladung. Im Flensburger Bereich sind zwar wenig Schiffe mit Ladung unterwegs, aber die Kollegen auf den anderen Revieren und Stationen wie beispielsweise am Nord-Ostsee Kanal haben in diesem Bereich ein großes Aufkommen. „Auf den Weltmeeren treiben rund 10.000 Container herum, die aufgrund eingeschlossener Luft nicht untergehen“, berichtet Albert, „man kann sich vorstellen, dass diese zumeist aufgrund mangelhafter Ladungssicherung über Bord gegangen sind und besonders für kleine Boote eine große Gefahr darstellen“.
Acht bis zehn Mal im Monat gehen die Beamten der Flensburger Wasserschutzpolizei mit der „Glücksburg“ auf Streife. Hinzu kommen Einsätze bei Großveranstaltungen oder zum Beispiel den Stapelläufen der Flensburger Schiffbaugesellschaft. Mit drei bis vier Mann Besatzung kommt die „Glücksburg“ aus. Das schnelle und wendige Schiff kann in kurzer Zeit an allen Einsatzstellen auf der Flensburger Förde sein. Eingesetzt wird die Wasserschutzpolizei nicht nur für Kontrollen im Sportbootbereich oder als Fischereiaufsicht, auch zu Rettungseinsätzen werden sie gerufen. Binnen 30 Minuten ist die „Glücksburg“ bei einem Notfall rund um die Uhr einsatzklar. Während im Streifendienst die Ländergrenzen, im Fall der Wasserschutzpolizei Flensburg die zu Dänemark, einzuhalten sind, so dürfen, ja sogar müssen die Beamten im Notfall auch in dänischen Hoheitsgewässern Hilfe leisten, wenn sie in der Nähe sind.
Mit rund 18 Knoten näherte sich die „Glücksburg“ der Halbinsel Holnis. Immer wieder wagten die Beamten Albert, Arndt und Preuss den Blick durch das Fernglas, die vielen Segel- und Motorboote auf der Flensburger Förde immer mit einem Auge im Blick. Ausgestattet mit modernster Funk- und Navigationstechnik ist die „Glücksburg“ für alle Eventualitäten gewappnet. Über digitalen und analogen Funk können die Beamten mit den Polizei- und Rettungsleitstellen gleichermaßen kommunizieren, wie mit den unterschiedlichsten Schiffstypen auf See. Zwei Kabinen unter Deck mit je zwei Schlafplätzen können bei längeren Einsätzen schon mal als Ruheraum dienen. Eine Bordküche, sowie Dusche und WC runden die Ausstattung unter Deck ab. Was im Sommer durchaus als beneidenswerter Arbeitsplatz angesehen werden kann, das entpuppt sich in den kälteren und unruhigeren Jahreszeiten schon gerne mal als etwas ungemütlicher. Auch bei Regen und schwieriger Witterung führen die Beamten Schiffs- und Fischereikontrollen durch.
Zu der Arbeit auf See kommen dann diverse Tätigkeiten und Aufgabenfelder an Land hinzu. In den letzten Jahren beschäftigen sich die Beamten mehr und mehr mit Diebstählen rund um die Schifffahrt. Von einem besonders großen Fahndungserfolg aus dem Jahr 2012 berichtet Jens Albert auch heute noch. „Damals konnten wir einer Tätergruppe über 100 Straftaten nachweisen. Die Gruppe hat über einen längeren Zeitraum Benzindiebstähle begangen, Motoren, Jetskis und ganze Schlauchboote geklaut und versucht zu verkaufen. Nach umfangreichen Ermittlungen konnten wir die Gruppe festsetzen“, so Albert. Um mögliche Diebesbanden abzuschrecken und gestohlene Ausrüstungsgegenstände schnell zuordnen zu können, hat sich die Wasserschutzpolizei in Flensburg ein recht einfaches System überlegt. Bootseigner können sich von den Beamten Motoren, Ausrüstungsgegenstände und ganze Boote gravieren lassen. Hierbei werden mit einer kleinen Fräse Nummern und anschließend Aufkleber angebracht, die darauf hinweisen, dass dieser Gegenstand bei der Wasserschutzpolizei registriert ist. „Bei Seglern und Motorbootfahrern kommt diese Aktion sehr gut an, immer mehr Leute lassen von uns Gravuren durchführen“, berichtet Albert.
Die Beamten der Wasserschutzpolizei verfügen über eine Zusatzausbildung und weitere Qualifikationen um alle Aufgabenfelder auf See und an Land abdecken zu können. Nach der Ausbildung zum Schutzpolizisten folgen Lehrgänge, zum Beispiel an der Hafenfachschule in Hamburg. Auch ein Streifenbootführerschein, eine Weiterbildung in maritimem Englisch, Sprechfunkzeugnis oder Radarschiffer-Zeugnis gehören zu den Qualifikationen.
Eine Reportage von Benjamin Nolte.
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