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Wunderwaffe „Lotta“ – Unterwegs mit einem Sprengstoffspürhund der Bundespolizei

Sprengstoffspürhund Lotta - Foto: Benjamin Nolte

Flensburg: Reisende am Flensburger Bahnhof wenden sich an die Bundespolizei, am hinteren Ende von Gleis eins steht eine bunte Sporttasche, von einem möglichen Besitzer weit und breit keine Spur. Die Beamten der Bundespolizei sind alarmiert, sie informieren ihre Leitstelle über einen sogenannten NZG (nicht zuzuordnender Gegenstand) und treffen erste Maßnahmen. Der Bahnsteig im betroffenen Bereich wird abgesperrt, weitere Kräfte werden alarmiert, darunter auch „Lotta“, die Wunderwaffe der Flensburger Bundespolizei. „Lotta“ ist ein sogenannter Sprengstoffspürhund (kurz SSH) und kann mit ihrer Nase kleine Wunder vollbringen.

Das geschilderte Szenario, zum Glück nur eine Übung der Bundespolizeiinspektion Flensburg. Allerdings beschäftigen herrenlose Gegenstände an Bahnhöfen, Bahnanlagen oder in Zügen die Einsatzkräfte mehrmals im Monat. In den meisten Fällen können die Gegenstände schnell einem Reisenden zugeordnet werden, doch immer wieder kommt es vor, dass weit und breit niemand mehr in der Nähe ist. Nicht selten wird dann ein größerer Polizeieinsatz ausgelöst, verbunden mit Evakuierungen, Streckensperrungen und Zugausfällen.

In den Reihen der Bundespolizeiinspektion Flensburg gibt es insgesamt vier Diensthunde, unter ihnen zwei ausgebildete Sprengstoffspürhunde. „Lotta vom Hexenkeller“, eine viereinhalb Jahre alte Deutsche Schäferhündin ist eine der beiden. Ihr Herrchen, Diensthundeführer Gernot Boennen (53), führt seit 2010 bei der Bundespolizei Diensthunde und kommt mit Lotta zum Beispiel dann zum Einsatz, wenn verdächtige Gegenstände auf Sprengstoff untersucht werden oder Räume bzw. Gebäude vorsorglich abgesucht werden sollen.

„Wir werden bedarfsorientiert eingesetzt“, schildert es Boennen, „alle Diensthunde der Bundespolizei sind grundsätzlich auch ausgebildete Schutzhunde, so dass wir auch in den Aufgabenbereichen eingesetzt werden.“ Dies können zum Beispiel auch Fußballspiele, Demonstrationen, Präventivsuchen (Beispielsweise bei politischen Großveranstaltungen) oder Unterstützung der Landespolizei sein.

Zurück zum Übungsszenario am Flensburger Bahnhof: Nachdem „Lotta“ und Gernot Boennen eingetroffen sind und erste Informationen zur Lage erhalten haben, begeben sich die beiden zum verdächtigen Gegenstand auf Gleis 1. „Wir werden durch die Beamten vor Ort eingewiesen“, schildert Boennen den weiteren Ablauf, „anschließend bereite ich den Hund auf den Einsatz vor, Futter oder Spielzeug dürfen dabei nicht fehlen.“ Etwas abseits der verdächtigen Sporttasche setzt Boennen Hündin „Lotta“ an der Hauswand an, führt sie mit dem Wind langsam in Richtung der Tasche. Lotta schnüffelt intensiv an Hauswand und an der Tasche, legt sich dann plötzlich regungslos hin und fixiert mit ihren Blicken die Tasche. „Sie friert ein und signalisiert mir damit, dass sich in der Tasche Sprengstoff befinden muss“, erklärt Boennen, „ich rufe „Lotta“ ab und gebe dem Einsatzleiter die Rückmeldung, dass „Lotta“ positiv angezeigt hat.“

Die Übung ist an dieser Stelle beendet, die Tasche wurde zuvor von einem Kollegen präpariert und in ihr eine Sprengstoffprobe in sehr geringer Menge versteckt. Im Ernstfall würden nun weitere Maßnahmen ergriffen werden. „Lotta“ bekommt ihr Spielzeug, ist glücklich und für sie ist die Übung damit beendet. Für Hundeführer Gernot Boennen wird es im Anschluss an die Übung jedoch ernst, er und „Lotta“ müssen mit Blaulicht und Martinshorn nach Neumünster, ein herrenloser Koffer steht am Bahngleis. Kurze Zeit später die Entwarnung, der Inhalt des Koffers, lediglich Kleidungsstücke.

Mit bis zu 300 Millionen Riechzellen besitzen Hunde rund 30 Mal so viele wie der Mensch, die Riechleistung der Vierbeiner ist somit um ein vielfaches Höher, sie können sogar bis zu mehrere Meter tief in Erde und unter Schnee Gerüche wahrnehmen. Hunde wie „Lotta“ können alle militärischen und gewerblichen Sprengstoffe, sowie Selbstlaborate aufspüren und sind damit der ideale Partner für Einsatzkräfte von Behörden. Nach der Schutzhundeausbildung sind zwei mal sieben Wochen Ausbildung zum Sprengstoffspürhund notwendig bis die Hunde einsatzbereit sind.

Außerhalb des Dienstalltages lebt „Lotta“ als Familienhund bei Gernot Boennen zu Hause. Auch nach ihrer Laufbahn bei der Bundespolizei verbleiben die Vierbeiner in der Regel bei ihren Diensthundeführern und erhalten vom Dienstherren eine Art Rente für Futter und Tierarztkosten.

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