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Pattburg – Flüchtlingswelle erreicht auch Dänemark / 127 Flüchtlinge auch in Flensburg angekommen

Flüchtlinge kommen im dänischen Pattburg an - Foto: Benjamin Nolte / www.bos-inside.de

08 .September 2015 – Pattburg/Dänemark/Flensburg: Hunderte Flüchtlinge sind gestern und heute aus Deutschland kommend in Dänemark eingetroffen und von der Polizei gestoppt worden. Mit Zügen aus Hamburg und Flensburg versuchten die Flüchtlinge über Dänemark nach Schweden und Finnland weiterzureisen. Im dänischen Pattburg (Padborg) war zunächst Schluss. Die dänische Polizei stoppte am Montag und am Dienstag alle Züge aus Deutschland und holte die Flüchtlinge aus den Zügen. Alleine am Dienstag um 13.07 Uhr kamen rund 40 weitere Flüchtlinge mit dem Zug aus Flensburg an. Mit Bussen wurden die Flüchtlinge unter Begleitung der Polizei in eine Schule im dänischen Pattburg gebracht, wo sie derzeit auf weitere Maßnahmen durch die dänischen Behörden warten.

Hilfsorganisationen, Feuerwehr und Katastrophenschutz sind auf dem Schulgelände vor Ort und versorgen die Flüchtlinge mit Nahrungsmitteln, Hygieneartikeln und allem, was sie derzeit dringend benötigen. Die Flüchtlinge selbst, die meisten kommen aus Syrien,verstehen nicht, warum sie festgehalten werden. Der 28-jährige Marvan berichtet, dass er in Syrien Medizin studiert hat und eines Tages die ISIS in seine Stadt kam, man wollte ihn zwingen sich der ISIS anzuschließen und brannte sein Haus nieder als er sich weigerte. Von einem Tag auf den anderen floh er, über die Türkei und dann mit einem kleinen Boot nach Griechenland. Nach Finnland oder Schweden wollen er und seine Freunde, er möchte gerne weiter Medizin studieren. Auf einem Plakat haben die beiden die Worte „We do not want food – we want to be free“ geschrieben und kritisieren damit das Vorgehen der dänischen Behörden. „Wir haben nur eine Nummer auf den Arm gedruckt bekommen, mehr ist bisher nicht passiert“, sagt einer der Flüchtlinge den anwesenden Medienvertretern. Doch nicht alle Flüchtlinge forderten umgehend eine Weiterreise, viele Familien zeigten sich unendlich dankbar, dass sie nach vielen Wochen Reise und einer langen Odyssee einen Platz zum Schlafen und ausreichend Nahrung gefunden haben und dass es Menschen gibt, die sich um sie kümmern.

Am Dienstagnachmittag befanden sich in der Schule in unmittelbarer Nähe zur deutschen Grenze bereits weit über 200 Flüchtlinge, darunter viele Familien mit Kleinkindern, aber auch ältere, gehbehinderte Menschen sind unter ihnen. Ein Sprecher der deutschen Bundespolizei geht davon aus, dass diese Flüchtlinge in den kommenden Stunden und Tagen nach Deutschland rücküberführt werden könnten. Eine seit Jahren gängige Praxis, Flüchtlinge, die keinen Asylantrag stellen, werden zunächst in das Land zurückgeschickt, aus dem sie eingereist sind, in diesem Fall zurück nach Deutschland. Bei der Bundespolizei, die am Dienstag selbst 127 Menschen am Flensburger Bahnhof aufgegriffen hat, rechnet man in den kommenden Tagen somit weiter mit einem massiven Flüchtlingsstrom aus beiden Richtungen. Sowohl die deutschen, als auch die dänischen Behörden sind nun dringend zum Handeln aufgefordert, da nicht zu erwarten ist, dass der Flüchtlingsstrom in den kommenden Tagen abreist. Viele Flüchtlinge, die in Dänemark angekommen sind, lebten in ihren Herkunftsländern nicht unbedingt in ärmlichen Verhältnissen, unter ihnen sind viele Studenten, Ärzte oder Lehrer, die von heute auf morgen aus ihren Städten fliehen mussten, aus Angst vor der ISIS und Bürgerkriegen. Sie berichten von schrecklichen Ereignissen und Situationen, berichten von der Überquerung des Mittelmeeres in viel zu kleinen Booten mit viel zu vielen Leuten. Angst und Verzweiflung standen bei der Flucht über der Vernunft. Man riskierte lieber Schiffbruch zu erleiden, als die Familie im Krieg zu verlieren. Warum die Flüchtlinge nach Schweden oder Finnland wollen, dies war einer der meist gestellten Fragen der dänischen Journalisten. Von Freunden und Familienmitgliedern, so erzählen die Flüchtlinge, habe man erfahren, dass es einem in Schweden gut geht, dass man dort Willkommen sei.

127 Flüchtlinge auf Gelände des THW in Flensburg

Sie kamen mit dem ersten Zug aus Hamburg, fast 130 Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und dem Irak saßen im Zug in Richtung Dänemark. Die Bundespolizei stellte die große Personengruppe im Flensburger Bahnhof fest und brachte die Flüchtlinge für eine Erstversorgung auf das Gelände des Technischen Hilfswerks. Hier wurde binnen kurzer Zeit seitens des THW Ortsverbandes Flensburg die Logistik für die Versorgung der Flüchtlinge bereitgestellt. Auch der THW Ortsverband Husum unterstützte die Maßnahme und übernahm die Verpflegung. Wie es für die 130 Flüchtlinge nun weitergeht ist noch nicht ganz klar, ihr Ziel war es wohl nach Schweden zu gelangen.
Einsatzkräfte der Bundespolizei aus der ganzen Region sind nun in Flensburg mit der Erfassung der Flüchtlinge beschäftigt. Möglicherweise werden sie dann am Nachmittag mit Bussen in die Erstaufnahmeeinrichtung nach Neumünster gebracht. Nach Informationen von Bundespolizei Pressesprecher Hanspeter Schwartz sind alle Flüchtlinge wohl auf. „Unter den Flüchtlingen sind auch 25 Kinder und Jugendliche, denen es den Umständen entsprechend aber gut geht, die Kinder spielen hier zum Beispiel im Hintergrund auf dem Hof des THW mit Bällen.“ Für Bundespolizei und Technisches Hilfswerk sind außerplanmäßige Einsätze wie diese eine Herausforderung. Man rechnet in den kommenden Stunden und Tagen mit weiteren Flüchtlingen, die auf eigene Faust versuchen über Deutschland und Dänemark nach Schweden zu gelangen. Erst gestern wurden in Dänemark rund 100 Flüchtlinge in einem Zug gestoppt, ein Teil der Flüchtlinge wird nun voraussichtlich wieder zurück nach Deutschland gebracht. Durch das Radio informiert brachten Flensburger Bürger am Nachmittag auf eigene Faust Nahrungsmittel, Spielzeug und Hygieneartikel  zum Gelände des THW, viele wollen helfen.

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