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Berufsfeuerwehr Flensburg – Spezialeinheit für Höhen und Tiefen

Höhenretter der Flensburger Berufsfeuerwehr - Foto: Benjamin Nolte

Windkraftanlagen, Hochhäuser, Funkmasten, Silos, tiefe Baugruben oder auch Baukräne, in und um Flensburg herum gibt es diverse Objekte, auf oder in denen Menschen in großen Höhen oder Tiefen erkranken oder sich verletzten können. Nicht immer sind Patienten für den Rettungsdienst direkt und einfach zugänglich, können mitunter nicht mehr aus eigener Kraft den sicheren Boden erreichen. Bei der Berufsfeuerwehr Flensburg hält man für solche Fälle eine spezielle Einsatzgruppe vor, die Höhenretter oder in der Fachsprache aus SRHT (Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen) Einheit genannt.

Die Einsatzgruppe besteht derzeit aus 15 Höhenrettern, darunter vier Ausbilder, allesamt Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr, die über Zusatzqualifikationen und Ausbildungen verfügen. „In Flensburg wurde die Höheneinsatzgruppe 2002 gegründet“, berichtet Thore Theemann, der seit 2019 die Flensburger Höhenretter leitet, „damals hatte man festgestellt, dass eine Rettung aus Höhen und Tiefen spezielle Techniken voraussetzt.“ Über Grundkenntnisse in der Absturzsicherung verfügt jeder ausgebildete Feuerwehrmann der Berufsfeuerwehr, besonders die Rettung aus Windenergieanlagen oder anderen Bauwerken bedarf hingegen Fachwissen über spezielle Rettungs- und Bergetechniken, wie auch Material und Ausrüstung, die ansonsten in dem Umfang nicht bei jeder Feuerwehr zu finden sind.

Der personelle, zeitliche und finanzielle Aufwand um solche speziellen Einsatzgruppen vorzuhalten ist hoch, in Schleswig-Holstein gibt es diese Spezialisten nur in Flensburg und Kiel. „Im Ernstfall sind wir weit über Flensburgs Stadtgrenzen hinaus aktiv“, berichtet Theemann, „auf Anfrage und nach Verfügbarkeit kann uns die Leitstelle Nord in Harrislee dahin alarmieren, wo unsere Hilfe benötigt wird.“

Das Retten von Personen aus großen Höhen und Tiefen erfordert viel Training, Fachwissen und spezielle Ausrüstung. Um im Einsatz nicht nur verletzte oder erkrankte Personen retten zu können, sondern auch das eigene Risiko bei diesen Einsätzen minimal zu halten, müssen die Einsatzkräfte der Flensburger Höhenretter in regelmäßigen Abständen Einsatzszenarien trainieren und Abläufe festigen. „Geeignete Objekte zu finden, an denen wir üben können, ist in der Regel recht einfach“, erläutert Theemann, „in Flensburg haben wir das Rathaus, die Getreidesilos, etwas außerhalb einen Funkmast, sowie eine Windkraftanlage, doch sind es gerade auch neue Objekte, die wichtig sind um nicht in Routinen zu verfallen. Unternehmen unterstützen uns bei unseren Vorhaben in der Regel sehr gerne.“

Ende September bot sich den Einsatzkräften der Berufsfeuerwehr die Gelegenheit ihre Fähigkeiten an einem Baukran zu trainieren und auszubauen. Das Bauunternehmen Boysen hatte dafür einen ihrer Kräne zur Verfügung gestellt. In 35 Meter Höhe standen neben der Höhengewöhnung auch der vertikale und horizontale Vorstieg, sowie das Abseilen auf dem Programm. Auf dem Einsatzfahrzeug der Berufsfeuerwehr sind unzählige Taschen und Kisten mit spezieller Ausrüstung untergebracht. Unter anderem Seile von 70-200 Metern länge, Abseilgeräte, Anschlagmittel, Trage-, Kantenschutz- und Seilschutzsysteme, Sicherungsgeräte, Karabiner, Steigklemmen, Bandschlingen, Flaschenzüge, Rollen, Wurfseile, Funkgeräte oder Absperrmittel sind im Einsatzfall immer mit dabei. „Hinzu kommt unsere persönliche Schutzausrüstung“, erklärt Theemann, „dazu gehören Helm, Handschuhe, Schutzanzug, besondere Einsatzstiefel und ein persönlicher Gurt.“

Die Flensburger Höhenretter trainieren regelmäßig für den Ernstfall, mindestens 72 Stunden muss jeder Retter im Jahr absolvieren, zudem müssen die Einheitsführer alle drei Jahre zu einer Ausbilderfortbildung. „Unser Ziel ist es monatlich zu üben“, so Theemann, „dabei versuchen wir dir Übungsobjekte möglichst vielseitig zu gestalten um uns auch auf so viele Eventualitäten vorzubereiten wie möglich.“

Ein 80 Stunden Grundlehrgang „Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen“ ist Voraussetzung um Höhenretter zu werden. „Natürlich spielt auch die persönliche Eignung eine wichtige Rolle“, so Theemann, „Schwindelfreiheit und keine Angst vor Höhe sind ohnehin Grundvoraussetzung für die Einstellung bei der Berufsfeuerwehr, doch die Höhenrettung setzt doch noch einmal etwas mehr voraus.“ Kleiner Bonus für die Einsatzkräfte der Höhenrettung, bei vielen Übungsobjekten gibt es für die körperlich und geistig harte Arbeit eine tolle Aussicht als Belohnung.

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